Nackter als uns lieb ist

Ein Projekt abzuschließen, auf die Welt loszulassen... kann schwierig werden. Doch es liegt nicht nur an den letzten To Dos oder unerwarteten Problemen.

Dass die letzte Projektphase so schwer durchzuhalten ist, liegt nicht nur daran, dass sie eben meist schwierig IST (letzte Schwierigkeiten, die unvermutet auftauchen, allmählich versagende Ressourcen an Zeit, Nerven, Geld, technische Probleme…). Die letzte Phase vor dem „Shipping“ ist auch so schwer, weil die Vollendung auch immer ein Moment der Wahrheit ist. Und… weil wir selbst ein wenig nackter vor der Welt stehen als uns lieb ist.

John Saddington, dessen persönlichen Blog ich sehr empfehlen kann, hat das im Bezug auf ein eigenes Software-Projekt sehr offen formuliert:

But, pushing things through is an act of more than self-discipline;

it’s a decision to die to oneself,

to do something unnatural and

to willingly open ourselves up to the world and showcase something private about ourselves.

The act of creating is always like that;

self-revelation.

 

Die Dinge durchzuziehen, das ist mehr als nur ein Akt von Selbstdisziplin.

Es ist eine Entscheidung, sich selbst gegenüber zu sterben,

etwas Unnatürliches zu tun

und sich ganz bewußt der Welt gegenüber zu öffnen und etwas Privates von uns selbst zu zeigen.

Der Akt der Gestaltung ist immer dass: Ein Sich-Selbst-Outen, eine Offenbarung unseres Selbsts.

Gefunden auf John Saddingtons Blog: https://john.do und zwar in „Shipping is Salvation„.

Keiner macht sich gern so nackt, nicht wahr?

Der Mut, das dennoch zu tun, flößt uns zu Recht vor allen Kreativen und damit auch Entrepreneuren, Respekt ein.

Seit ich weiß, dass ein Projekt abzuschließen eben nicht nur eine Frage sachliche Disziplin ist, sondern der Wille, sich zu outen, erstmal aufgebracht werden muss, tue ich mich sehr viel leichter, wenn ich wieder mal merke, wie ich oder meine Coachees sich schwer tun, über die Ziellinie zu gehen. Ich kann mich/uns daran erinnern, dass das eben so ist:

Ein Projekt abzuschließen – das ist nicht nur die Schwelle hinter den noch zu erledigenden Aufgaben, sondern auch eine Schwelle der Angst vor dem Versagen, des Nackt-, des Ausgesetztseins.

Jeder, der eine solche Schwelle überschreitet, verdient unseren Respekt – egal, was hinter dieser Schwelle kommen mag. Auch wir selbst. 🙂

[Bild: Von LightStarGod auf Pixabay – danke!]

Kristin Reinbach:
Related Post